Donnerstag, 12. September 2013

Kuratorisches Statement: Against Method

Gertrud Sandqvist. Foto: Steffi Dittrich
Wird eine Sammlung ausgestellt, eröffnet sich der Raum für eine Kunsterfahrung. Und genau auf diese möchte ich mich konzentrieren. In Verbindung mit konzeptueller Kunst ist das keineswegs selbstverständlich, zumal ein Großteil der in der konzeptuellen Kunst unternommenen Experimente und deren Theoretisierung eben diese Erfahrung infrage stellten. Ich habe beschlossen, mich auf Paul Feyerabends berühmten Essay Wider den Methodenzwang (1975) zu beziehen, weil er darin das angeblich systematische Denken der Wissenschaft infrage stellt und stattdessen behauptet, Wissenschaftler_innen würden opportunistisch alles aufgreifen, was funktioniert, wie es seiner Meinung nach auch Künstler_innen tun. Er schrieb den Essay auf dem Höhepunkt der konzeptuellen Kunst, als Künstler_innen umgekehrt die Wissenschaft nach Strukturen und Methoden durchforsteten, welche der Kunst dieselbe Eindeutigkeit verleihen sollten, die sie der Wissenschaft zu schrieben. Aus der Sammlung der Generali Foundation habe ich Werke ausgewählt, die alles das zeigen, was gewöhnlich nicht mit konzeptueller Kunst verbunden wird: Geste, Prozess, Körperlichkeit, Sexualität, optische Qualitäten, Blick. Schlüsselwerke sind Mary Kellys Post-Partum Document (1974) und Ana Torfs’ Elective Affinities (2002). Kelly war eine Pionierin, die Fragen des Prozesses, der Materialität und der Mutter-Kind-Beziehung in die konzeptuelle Kunst einführte. Ana Torfs geht vom chemischen Begriff der „Wahlverwandtschaft“ aus, der die Fähigkeit zweier wohlbekannter Substanzen beschreibt, sich beim Hinzukommen einer dritten zu etwas noch Unbekanntem und Neuem zu verbinden. Genau das passiert für mich auch beim Ausstellung-Machen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen